SAUER, WILHELM (und Nachfolger)


*23.03.1831 in Schönebeck bei Friedland/Mecklenburg, †09.04.1916 in Frankfurt a. d. Oder
Vater: Carl Adolph Ernst Sauer (zunächst Schmied, später Orgelbauer)
Mutter: Johanna Christine Elisabeth Sumke aus Lindow bei Schönebeck/Mecklenburg
∞ 01.03.1859 mit Minna Auguste Penske (†04.10.1876), Tochter des Kantors zu Friedland
∞ 07.09.1878 mit Ida Henriette Anna Brauer (*1848, †1924), Tochter e. Brauereibes. in Potsdam
Kinder: Johanna (*14.12.1859)

 

Wilhelm Sauer trat 1848 in die Lehre seines Vaters ein. Zur Vervollkommnung seiner Kenntnisse reiste er durch Deutschland, nach England, in die Schweiz und nach Frankreich. Längere Zeit arbeitete er auch bei Eberhard Friedrich Walcker (Ludwigsburg) und Cavaillé-Coll (Paris). Seit 1855 leitete er die väterliche Filiale in Deutsch Krone (Hinterpommern), bis es 1856 schließlich zur Gründung einer eigenen Werkstatt in Frankfurt/O. kam. Nach anfänglichen Schwierigkeiten folgte rascher Bedeutungszuwachs auch im Ausland. Sauer brachte Neuerungen aus dem französischen Orgelbau (u.a. Flûte harmonique und Voix celeste) und eigene Erfindungen in seine Werke ein. In den ersten 10 Schaffensjahren hatte er - durch den frühen Übergang zu industrieller Produktionsweise - bereits über 70 Instrumente fertiggestellt. - Für das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts bis zum Ruhestand ist Sauer als bedeutendster märkischer und einer der profiliertesten Meister Deutschlands anzusehen. Er baute 1100 Orgelwerke, darunter vier mit mehr als 100 Registern. 1881 erhielt er das Patent für ein Kombinationspedal, 1883 die Auszeichnung als „Akademischer Künstler“ und 1884 folgte die Verleihung des Prädikates „Königlicher Hoforgelbaumeister“. 1892 kam es zur Einführung der pneumatischen Kegellade und 1910 zur Übergabe der Firma an den langjährigen Mitarbeiter Paul Walcker (*31.05.1846, †06.06.1928), dem ein maßgeblicher Anteil an der Einführung der Pneumatik und der elektrischen Traktur zukommt. - 1917 folgte die Übernahme der Firma durch Paul Walckers Neffen Dr. Oscar Walcker (*01.01.1869, †04.09.1948), welcher der Firma bis 1948 vorstand und am 05.09.1917 Karl Ruther (*07.11.1867, †24.11.1956) als Werkleiter einsetzte. - 1945 wurde Anton Spallek von Dr. Oscar Walcker die kommissarische Leitung übertragen, welche 1966 in die Hände des Sohnes Gerhard Spallek überging. 1972 kam es zur Verstaatlichung zum Volkseigenen Betrieb (VEB), der 1989 mit dem „Ehrenpreis der Musikindustrie erster Klasse“ ausgezeichnet wurde. - 1990 erfolgte die Rückführung in das Eigentum des Stammhauses Walcker und 1994 die Verlegung der Betriebsstätte nach Müllrose, wo der Inhaber 1996 die Umfirmierung zur W. Sauer Orgelbau (Frankfurt/Oder) Dr. Walcker-Mayer GmbH & Co. KG veranlasste. Im Jahr 2000 kam es zur Insolvenz des saarländischen Stammbetriebes, der ein Eigentümerwechsel des Betriebes in Müllrose und die Eintragung als „W. Sauer Orgelbau Frankfurt (Oder) GmbH“ in das Handelsregister folgte. - Seitdem liegen die Geschicke der Firma in den Händen der Gesellschafter und Sauer-Mitarbeiter Peter Fräßdorf, Peter Dohne, Michael Schulz und Ulrich Büttner, unter deren Leitung der Betrieb 2007 sein 150jähriges Jubiläum feiern konnte.


Labium-Archiv Berlin / Bergelt, Wolf: Die Mark Brandenburg - eine wiederentdeckte Orgellandschaft, Berlin 1989 / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin, 2016 (3. Auflage) / Fischer, Hermann: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister, Lauffen, 1991