Joachim Wagner, Vater des märkischen Orgelbaus


Im 18. Jahrhundert, als das Kurfürstentum Brandenburg 1701 zum Königreich Preußen avancierte und Friedrich I. Berlin zu einer prächtigen Residenzstadt auszubauen begann, zog er auch Künstler, Wissenschaftler und Handwerker an seinen Hof, deren Ruf über jeden Zweifel erhaben war. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir neben Namen wie Leibnitz und Schlüter den berühmten norddeutschen Meister Arp Schnitger antreffen, der 1708 zum Königlich Preußischen Hoforgelbauer ernannt wurde. Doch die Zahlungsmoral des verschwenderischen Regenten ließ zu wünschen übrig und mag einer der Gründe gewesen sein, weshalb man Schnitger nicht dauer-haft an das preußische Haus zu binden vermochte. So entstand ein Vakuum, das zunächst Schnitgers ungeliebter Schüler Johann Michael Röder auszufüllen versuchte, bis 1719 ein Mann in Berlin auftauchte, der bei dem inzwischen regierenden „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. offenbar nicht nur die bessere Lobby hatte, sondern, wie sich bald zeigen sollte, auch die genialere und stärkere Künstlerpersönlichkeit war - Joachim Wagner. Wagner war es auch, der das Land nun endlich mit einem eigenen, zukunftsweisenden Orgelbaustil auf höchstem Niveau krönte und durch seine Schüler (Peter Migendt, Gottlieb Scholtze, Ernst Marx), Enkelschüler und inspirierten Nachahmer das ganze Jahrhundert hindurch wie kein zweiter prägen und indirekt die brandenburgische Orgelbaugeschichte bis auf den heutigen Tag beeinflussen sollte.

 

Abbildung: Angermünde, Joachim Wagner, 1744 (Foto: Christian Muhrbeck)