LANG, ALBERT


*16.06.1825, †1903

 

Albert Lang war zunächst Schüler und später zeitweise Werkführer in der Werkstatt seines Vaters Wilhelm Lang in Berlin, wo er nach dessen Tod ein eigenes „Orgelatelier“ in der Alexandrinenstraße 109 eröffnete, von dem aus er die grundsolide Bauweise seines Vaters hauptsächlich im Raum Berlin-Brandenburg fortsetzte. Lang war als außerordentlich zuverlässiger und gewissenhafter Geschäftspartner bekannt, weil fast jeder seiner Aufträge pünktlich und tadellos ausgeführt wurde. Eine exemplarische Beschreibung seiner Kunst ist in Form des Abnahmeberichts seiner 1869 für die Kirche im uckermärkischen Güstow erbauten Orgel überliefert, die der Prenzlauer Kantor Jung revidierte:

 

„Im Auftrage des Herrn Ritterschafts-Rendanten Holz, als Vertreter des Patronats und in Gegenwart des designirten Organisten, Lehrers Rehwaldt in Kleinow, so wie des Orgelbauers Lang aus Berlin habe ich heute die Revision der von dem letzteren in der Kirche zu Güstow aufgestellten neuen Orgel vorgenommen. Die sehr eingehende Untersuchung lieferte folgende Resultate: 1. Das Gehäuse von Fichtenholz, eichenartig gestrichen und mit vergoldeten Verzierungen versehen, umschließt sämtliche Theile der Orgel mit Ausnahme der Blasebälge. Diese liegen im Thurm in einem Verschlage von Brettern, der zum Schutze gegen Nässe mit Steinpappe gedeckt ist. / Auch der Theil des Kirchenbodens, der über dem Orgelgehäuse liegt, ist mit Steinpappe belegt. / Der polirte Klaviaturschrank von Eichenholz liegt seitwärts. Der Prospect enthält 5 Felder sauber polirter Metallpfeifen mit aufgeworfenen Labien, je 7 in einem Felde, also 35 Pfeifen, sind aus Principal 8’ und Octave 4’ entnommen. - 2. Das Gebläse ist in allen seinen Theilen normalmäßig. Die Lagen zu den Blasebälgen und Windladen sind hinreichend stark und befestigt. Die Blasebälge selbst von allen vier Seiten aufgehend, sind dauerhaft verledert und die Flechsen im Durchschnitt 6“ voneinander entfernt, die Schöpfventile liegen in besonderen Rahmen und schließen genau. Die Bälge lassen sich leicht treten und halten ausgezeichnet Wind. Die Kanäle, Konducten, Windkasten und Kanzellen sind hinreichend weit und sorgsam zusammengesetzt, die Windladen, aus Eichenholz gearbeitet, dauerhaft und genau zugerichtet. - Die angestellten Proben zeugten von einem schnellen und kräftigen Windzufluß. - 3. Alle Theile der Mechanik sind durchgängig sehr sorgfältig gearbeitet. - Die Tasten beider Manuale, die unteren mit weißem Bein, die oberen mit Ebenholz belegt, gehen in Bleistiften. Ihr Fall ist nicht zu tief, die Spielart also verhältnismäßig leicht und geräuschlos. Dasselbe ist auch im Pedal der Fall. Abstracten, Winkel und Wellen normalmäßig. Die Pulpeten bestehen aus einer Messingplatte, mit den Spiel Löchern durch welche die Pulpetendrähte, diese Öffnungen genau schließend, die Verbindung der Abstracten mit den Spielventilen genau vermitteln: eine Einrichtung, die jetzt fast allgemein ist. - Die Spielventile, mit der größten Accuratesse gearbeitet und sehr sorgfältig beledert, schließen die Kanzellen winddicht und ruhen auf hinlänglich starken Spiralfedern von Messing. - Das Regierwerk ist zweckmäßig angelegt und leicht zu handhaben. - Die Registerzüge liegen wagerecht über dem Notenpult; ihre Köpfe sind schwarz polirt und mit Porzellanplatten versehen, worauf die Namen angebracht sind. - Auch die Schleifen sind sorgfältig beledert und genau abgerichtet. - Die beiden Koppeln sind sogenannte Pedalkoppeln und wirken exact. - Die ganze Mechanik ist durchgängig unter Benutzung der besten Erfahrungen mit der größten Sorgfalt hergestellt, kleiner Unregelmäßigkeiten nicht zu gedenken, die bei neuen Orgeln gewöhnlich vorkommen und sofort abgestellt werden. Sogenannte Durchstecher wurden, wie zu erwarten war, nicht vorgefunden. - 4. Das Pfeifenwerk, 11 Stimmen mit 540 Pfeifen, höchst sauber und solide gearbeitet, die Metallpfeifen fein polirt, die offenen Holzpfeifen mit Leim ausgegossen und mit Stimmblättchen versehen. Ihre Ansprache ist prompt, die Stimmung rein und in berliner Kammerton. – Die Wirkung des ganzen Werkes ist kräftig, würdig, edel. Der Ton der einzelnen Stimmmischungen sind (ist) von überraschender Wirkung. – Noch habe ich zu bemerken, daß von der ursprünglichen Disposition insofern abgewichen ist, als der Orgelbauer Wünschen, von berechtigter Seite, nachgegeben und für Nasard 2 2/3’ ein Salicional 8’, in der großen Octave mit Gambe 8’ combinirt, eingesetzt hat, wohl zu seinem pecuniären Nachtheil. Salicional ist anerkannt eine sehr liebliche Stimme von sanft streichendem Character, deren Werth aber in dieser Zusammenstellung nicht recht zur Geltung kommt. Nasard hingegen würde dem vollen Werk neben einer außerordentlichen Frische eine größere Consistenz des Tones gegeben und die Vermittelung der achtfüßigen Stimmen mit Octave 2’ im hohen Grade gefördert haben. Jetzt fehlt nun dies Mittelglied und Octav 2’ tönt deshalb im Zusammenspiel greller, als es sonst der Fall sein würde. – Übrigens hat der Orgelbauer hinreichend Raum gelassen, daß später nach Wunsch und Bedürfnis noch ein Nasard eingesetzt werden kann. – Selbstverständlich habe ich durch Vorstehendes keine Rüge aussprechen wollen. – Dies das Resultat meiner Untersuchungen und Beobachtungen. Auf Grund derselben nehme ich keinen Anstand, das vom Orgelbauer Lang in der Kirche zu Güstow aufgestellte neue Orgelwerk für ein wohlgelungenes zu erklären, das seinem Erbauer alle Ehre macht.“


Labium-Archiv Berlin / BLHA Potsdam: Rep. 2 A II A 858 / Bergelt, Wolf: Die Mark Brandenburg - eine wiederentdeckte Orgellandschaft, Berlin 1989 / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin, 2016 (3. Auflage) / Fischer, Hermann: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister, Lauffen, 1991