BALTZER, CARL FRIEDRICH (u.a.)


*25.10.1778 in Frankfurt/Oder, †01.01.1849 in Frankfurt/Oder an „Altersschwäche“
Vater: Gottfried Baltzer, Bürger und Weinmeister, „außerhalb der Landwehre wohnhaft“
Mutter: Maria Elisabeth, geb. Jadick

 

Zeugnis für den Orgelbauer Friedrich Marx (Berlin)
Zeugnis für den Orgelbauer Friedrich Marx (Berlin)

In seiner Heimatstadt ansässiger „Bürger, Instrumen-tenmacher und Orgelbauer“, der anscheinend die Nachfolge Johann Gottlob Marzankes antrat, vorwiegend kleinere, grundsolide Instrumente in umliegende Dorfkirchen lieferte und die Pflege der großen Hauptkirchenorgeln in Frankfurt/Oder ausführte. 1809 hatte er sich mit einer umfangreichen kostenlosen Arbeitsprobe an der dortigen Marienkirchen-Orgel das Vertrauen des Magistrats erworben, der Baltzer - nachdem dieser 1825/26 nach Plänen des Organisten Leichsenring bereits einen größeren Neubau in der St. Gertraud-Kirche ausgeführt hatte - neben Engler (Breslau) und Buchholz (Berlin) in die engere Wahl für den (später von Buchholz ausgeführten) Neubau der g. Marienkirchen-Orgel zog und damit jenen beiden berühmten Meistern gleichstellte. Als Baltzer 1849 (damals in der Bergstraße 29 wohnhaft) starb, hinterließ er fünf „majorenne Geschwister“, unter denen sich auch der Orgelbauer D. (Daniel?) Baltzer befand, der 1846 (im Frankfurter Wohnungsanzeiger) mit C. F. Baltzer gemeinsam in der Bergstraße 31 auftaucht und offenbar dessen Compagnon und Nachfolger war. - Zu den Geschwistern ist vermutlich auch der gleichzeitig in Frankfurt/Oder ansässige Uhrmacher Heinrich Baltzer zu zählen, der 1834 bei der Regierung um die Prüfung eines von ihm erfundenen Eolodicons nachsuchte, worüber das folgende Votum vorliegt:

„Das von dem Uhrmacher Hn. Heinrich Balzer gefertigte Eolodicon, welches statt der Orgel in kleinern Kirchen angewandt werden kann, gleicht seiner äußern Form nach einem verkürzten Flügel=Fortepiano; kann aber vermittels eines passenden Aufsatzes die Gestalt einer Orgel erhalten. Dies Instrument ist 5. Fuß 5. Zoll lang, 2. Fuß 9. Zoll breit, und 3. Fuß 5. Zoll hoch. Dasselbe hat durchschlagende Zungen von Neusilber, welche nicht rosten und einen bessern angenehmern Ton, als von Stahl und Messing geben, ist mit einer eignen von Hn. Balzer erfundenen Stimmvorrichtung versehen, wodurch das Instrument vermittelst eines Stimmschlüssels binnen einer halben Stunde in gleichschwebender Temperatur gestimmt werden kann. Der Ton ist voll und rund, besonders zeichnet sich der Baß aus, durch seine Kraft. Dieses Instrument, welches im Monat Juny d. J. zwei Sonntage hintereinander während und nach dem Gottesdienste in der reformierten Kirche geprüft, und nächstdem wesentlich durch Hn. Balzer verbessert worden ist, hat 3. Register, bestehend aus einem Manual 8. und 4. Fuß Ton, von C bis f. 4 1/2 Octaven, und einem Pedal von 16. Fuß Ton, vom Contra C. bis c’. 2. Octaven. Der in dem kasten befindliche Schöpfbalken kann durch einen Knaben getreten werden. An Kraft kommt dieses Instrument einer mitlern Orgel gleich, und an Schönheit im Ton möchte dasselbe manche Orgeln übertreffen. - Balzers Eolodicon ist sehr dauerhaft gearbeitet, es eignet sich ganz vollkommen zu einem würdevollen Choral-Vortrag, obgleich dasselbe auch mäßigschnelle Passagen zuläßt, und kann daher für kleinere Kirchen, statt der Orgel gewissenhaft empfohlen werden. Balzer ist, wie er auch durch Verfertigung dieses Instruments dargethan hat, ein geschickter Mechanikus, und nicht ein Mann, der durch seine Kunst nur Brodt, sondern auch Ehre erndten will. Franckfurt a/O den 7ten August 1834. /gez:/ Weyreuter als Organist an der evang. ref. Kirche hierselbst.“


KgA Frankfurt/Oder: Kirchenbuch St. Georg Geborene Nr. 12869 + Kirchenbuch St. Georg Gestorbene Nr. 12890 (Recherchen: Hannelore Skirde) + Acta Nr. R 116 („betr. die Prüfung des Balzerschen Instruments, genannt Eolodicon“) / StA Frankfurt/Oder: BA I - XV 27 + BA I - XV 28 + BA I - XV 29 / Rost, Martin: Orgeln in Frankfurt/Oder, Berlin, 1994 / Labium-Archiv Berlin / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin 2016 (3. aktualisierte und verbesserte Auflage)