BAER, GOTTFRIED WILHELM


*31.03.1811 in Zwebendorf bei Halle, †08.02.1873 in Niemegk
Vater: Johann Gottfried Baer, Schullehrer
∞ 1841 mit Emma Emilie Poppenburg (Witwe des Instrumentenmachers Friedrich Gottlieb Lobbes)

 

Gottfried Wilhelm Baer etablierte sich in Niemegk (Fläming), wo er auch geheiratet hat. Wer seine Orgelbaulehrer waren, ist nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich hat er u.a. Berührung mit der Bauweise der Treuenbrietzener Meister Tobias und Friedrich Turley gehabt. Baers größere Professionalität und handwerkliche Perfektion zeigen aber, dass diese Autodidakten kaum seine einzigen Lehrer gewesen sein können. Das Gesamtwerk soll nur 10 Instrumente umfassen, die im (noch erhaltenen) Wohn- und Werkstatthaus in der Juristenstraße 71 (heute Nr. 4) vorgefertigt und hauptsächlich in den Fläming und das Havelland geliefert wurden. Einen Großteil der Schaffenszeit nahmen Pflege- und Instandsetzungsarbeiten ein. Neben zumeist einmanualigen Werken ragen zwei erhaltene Bauten in Niemegk (Johanniskirche, II/30 P) und Zinna (Klosterkirche, II/18 P) heraus. Das größere entstand 1854 und zeigt exemplarisch, wie Baer Merkmale traditioneller und romantischer Ideale vereinte. So finden wir die klassische Prinzipalpyramide (auf 16’-Basis) im Hauptwerk von einer tiefliegenden Mixtur gekrönt, unter den Oberwerksstimmen nur ein einziges 2-Fuß-Register in Gestalt der schon von Joachim Wagner bekannten Waldflöte, aber auch die im Niederlausitzer Orgelbau und bei den Turleys auftauchende Traversflöte 8’ neben anderen, hochromantischen Grundstimmen vor. Zugleich begegnen uns ein kraftvolles Cornett, eine Trompete 8’ (HW) sowie ein komfortables Pedal, das u.a. zwei Streicher (Violon 16+8’) und eine Posaune enthält. Das klangliche Ergebnis kann also sowohl kraftvoll leuchtend als auch zart ätherisch sein. - Die Nachfolge Baers trat dessen Stiefsohn Friedrich Wilhelm Lobbes (*17.02.1838, †23.01.1911) an, nachdem er Baers Schüler und Compagnon gewesen war.


Labium-Archiv Berlin / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin 2016 (3. aktualisierte und verbesserte Auflage)