LÜTKEMÜLLER, FRIEDRICH HERMANN


*16.02.1815 in Papenbruch, †19.10.1897 in Wittstock
Vater: Samuel Christoph Abraham Lütkemüller, Prediger in Papenbruch
Mutter: Dorothea Friederike Johanna, geborene Baldenius

 

Friedrich Hermann Lütkemüller war seit 1843 bis zu seinem Tod in Wittstock etabliert, wo er bis zuletzt Schleifladenorgeln baute. - Nach seiner Lehre (1830-33) bei Johann Friedrich Turley (Treuenbrietzen) ging er 1834 zu Carl August Buchholz (Berlin), anschließend zu Gottlieb Heise (Potsdam) und nach ausgedehnter Wanderschaft schließlich (1835-37 und 1838-1842) zu Eberhard Friedrich Walcker nach Ludwigsburg, wo er eine Vertrauensstellung genoss, die Entwicklung der Kegellade verfolgen konnte und an der Aufstellung zweier großer Orgeln in Petersburg und Reval beteiligt war. - Neben Albert Hollenbach ist er als prägender und bedeutendster Kopf des Prignitzer Landorgelbaus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts anzusehen, der sich - gleich jenem - mit den Lehren des Orgelbautheoretikers Johann Gottlob Töpfer (Weimar) auseinandergesetzt hat. - Sein Betätigungsfeld ist fast im gesamten märkischen Raum, aber auch in der Altmark und in Mecklenburg zu finden, wo er ein Gesamtwerk von etwa 200 Instrumenten hinterließ. - Lütkemüller trat mit der Erfindung einer Doppeltraktur hervor, die das gleichzeitige Spiel zweier Laden von einem Manual aus ermöglicht. Dadurch wurden neben diversen Cantus-firmus-Formen auch terrassendynamische Effekte darstellbar. Die Patentierung erfolgte 1880 beim kaiserlichen Patentamt unter der Nr. 11708 Klasse 51. Von ursprünglich zwei Instrumenten dieser Art ist nur noch das 1863 erbaute in Marwitz bei Oranienburg erhalten. Das zweite, 1882 entstandene Werk stand in der Gemeinde Sydower Fließ (Landkreis Barnim) und wurde 1981 wegen Aufgabe der Kirche von Ulrich Fahlberg (Eberswalde) abgebaut, der die Hauptwindlade 1987 für einen Orgelneubau in Stolzenhagen (bei Wandlitz) verwendete. Die Nebenlade befindet vermutlich noch heute im Nachlassbestand. Zum Verbleib des Gehäuses ist bisher nichts bekannt. Von den drei größten Werken Lütkemüllers sind das Güstrower und Seehausener Instrument erhalten geblieben:

 

1843/46 Wittstock, St. Marien, 44 III/P
1867/68 Seehausen (Altmark), 44 III/P
1868 Güstrow, Dom, 37 III/P


Labium-Archiv Berlin / Bergelt, Wolf: Die Mark Brandenburg - eine wiederentdeckte Orgellandschaft, Berlin 1989 / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin, 2016 (3. Auflage) / Fischer, Hermann: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister, Lauffen, 1991