Materialien zu Friedersdorf und Bezugsorten


Quellen: Auszug aus dem Nachlass des Vaters von Dorothee von der Marwitz, aus der Korrespondenz mit dem 1946/47 amtierenden Pfarrer Kunert • Prof. Ernst Bittcher, Berlin: Bestandsaufnahme und Votum, 1997 • BLHA Potsdam: Rep. 37 von der Marwitz, Friedersdorf 117 (frdl. Überlassung von Prof. Ernst Bittcher)


„Die Fassade der Orgel war heruntergeworfen, die Metallpfeifen zertreten, die Holzpfeifen verbrannt ... Schon am 2. Juli traf ich mit dem Leiter der Sauer’schen Orgelbauwerkstatt zusammen ... Ich ließ ihn die armseligen Reste der Orgel besichtigen, und er erbot sich, für 2.500,-- M. die Orgel mit 4 Registern wiederherzustellen, und zwar so, daß sie in besserer Zeit ohne Schwierigkeit erweitert werden kann.“ Dieses Zitat bezieht sich auf den Prospektteil (der Buchholzorgel in Friedersdorf) oberhalb des Kranzgesimes, welcher in Folge der Kriegszerstörung in die Kirche gestürzt war. Der Sockel mit den 3 beschrifteten Füllungen und den Säulen blieb weitgehend unversehrt und wurde eingelagert. Da aber - einschließlich der klassizistischen Gehäusearchitektur - das originale Pfeifenwerk zu über 90% verloren ging, hätte sich eine Rekonstruktion dieser Orgel als äußerst schwierig erwiesen.

 

„Aus einer Inschrift in der Brüstung unter der Orgelempore wissen wir, daß 1708 die Witwe des Johann Georg von der Marwitz, Sibylle Elisabeth geb. von Osterhausen zur Vollendung der Innenausstattung der Kirche in Friedersdorf auch die Orgel stiftete. Herr Hans von der Marwitz zeigte mir eine kolorierte Zeichnung des Innenraumes der Kirche aus dem 18. Jahrhundert, auf der ein barocker Prospekt in zwei Etagen auf der oberen Orgelempore dargestellt ist. Auf dieser Zeichnung haben auch beide Emporenbrüstungen neben der Orgel noch gleichen, nach vorn schwingenden Verlauf.“ (Bittcher)

 

Aus den von Friedrich August von der Marwitz verfassten „Nachrichten aus meinem Leben“ (1777-1808) ergab sich, dass Sybille Elisabeth von der Marwitz auch die Kirche von Groß Rietz „sehr zierlich ausgeschmückt“ und mit einer Orgel „versehen“ hatte (die in der Mitte einige ziselierte Prospekpfeifen enthielt). Ein Gehäuseteil jenes Werkes wurde 1853 in Birkholz verwendet, wo drei waagerechte Profile zeigen, dass es sich vormals um eine zweistöckige Prospektgestalt handelte. Es liegt nahe, dass die Stifterin für beide Kirchen (Friedersdorf und Rietz) mit demselben Orgelbauer verhandelt hat, weshalb, wenn auch verschiedene Anlagen, so doch ähnliche Gestaltungsprinzipien angenommen werden dürfen.

 

Auf der Basis erhaltener Teile des ursprünglich zweistöckigen Pospektes in Birkholz (Landkreis Oder-Spree) konnte Professor Ernst Bittcher (Berlin) „eine mögliche ursprüngliche Form des Prospektes in Groß Rietz“ (Abb. links) ableiten und zugleich die Darstellung einer Version für Friedersdorf (Abb. unten) versuchen.

 

Als weitere wertvolle Quelle zu Friedersdorf kommt die Inschrift in der Brüstung unter der dortigen Orgelempore in Frage: „Im Jahr 1702 hat S. Exzellenz Herr Johann Georg von der Marwitz Hofmarschall zu Zerbst etc. den Turm völlig aufführen, die Kirche reparieren, Chöre und Stühle aufrichten und nach der Theuren Seelen, Seel: Abschied Anno 1708 Dero nachgelassene Frau Wittwe Sybilla Elisabeth, gebohrene von Osterhausen (welche und Ihr Haus Gott mit vielen Seegen schmücke!) solchen Bau vollenden das Gottes Haus auszieren, und das Orgelwerk aufsetzen lassen, so laß nun Mein Gott deine Augen offen sein, und deine Ohren aufmerken auf’s Gebet an dieser Stätt, im 2. Buch der Chronica am 6. Capitel Vers 40. Laß reine Lehr zu deiner Ehr mein Gott beständigst hören, und Feuers Glut noch Feindes Wut den Tempel nicht zerstören.“

 

In der Kirchenchronik auf Seite 215 heißt es: „Friedersdorf selbst hatte im 7jährigen Krieg zu leiden, es ward dreimal von den Russen geplündert, die Orgel in der Kirche zerhauen.“

 

In einem Rechnungsbuch des Patronats-Archivs ist am 21. August 1821 eine Einschätzung des damals in Müllrose ansässigen Orgelbauers Gottlieb Landow festgehalten:

 

„Die Orgel zu Friedersdorf bedarf folgende Reparatur, als:

1. Das ganz(e) Wellenregister mit Haken und Stifte(n) zu reparieren.
2. Alle Pfeifen wieder ausbessern nur 25 bis 30 Stück neu zu machen.

3.

 

Den Blasebalg ganz neu zu überziehen, damit die von den Würmern gefressene Löcher wieder zu kommen und er wieder seine Wirkung leistet.

4.

 

Die Orgel so zu reinigen, und zu stimmen, daß wenn Sachverständige ihr Gutachten ablegen nichts darwieder eingewendet werden kann.“

 

Zur Amtszeit von Pastor Dressel (der 1847 seine Abschiedspredigt hielt), findet sich in der Kirchenchronik die folgende Passage: „Die Orgel ist ... durch Opfer der Gemeinde fast ganz neu hergestellt, Pastor Dressel selbst lieh seinige 100 rth. dazu, die Gemeinde brachte 60 rth. auf.“